Loslassen, einfach loslassen
Heute habe ich das Thema "LOSLASSEN" gewählt, weil es diese Woche sehr präsent war und es mich sehr in meiner Selbstreflexion beschäftigt hat.
Um was geht es?
Wie Ihr wisst, arbeite ich als Persönlichkeits-Coach mit Pferden. Ich arbeite mit Menschen, die eine Veränderung anstreben und selbst nicht weiter kommen. Wie auch meine Schülerin Agnes mit ihrem Pferd Sira.
Agnes bat mich vor zirka einem halben Jahr um Hilfe. Um Hilfe beim Beziehungsaufbau zu ihrem Pferd Sira. Agnes hatte Angst, wenn sie mit Sira zusammen war, an ein Spazierengehen oder sich vom Hof entfernen, daran war nicht zu denken. Bodenarbeit oder Freiarbeit am Platz, unmöglich. Also die einfachsten Dinge gingen nicht mehr.
Und letzte Woche teilte Agnes mir mit, dass sie ihren Weg gefunden hat und sie eine letzte Stunde nehmen möchte, um noch ein paar Dinge für ihren weiteren Weg zu besprechen. Ufffff, mir war im ersten Moment ganz komisch, eine Gefühlswelle kam über mich, die ich gar nicht zuordnen konnte. Was passierte da gerade in mir, mit mir? Durch meinen Kopf rasten Gedanken wie: "oh wie furchtbar, eine Schülerin weniger, weniger Einnahmen, ich brauch eine neue Schülerin, ist sie schon soweit?" Und noch während diese Gedanken mir durch den Kopf schossen, wurde ich immer ruhiger. Eine innere Wärme breitete sich in meinem Körper aus, mein Verstand kam zur Ruhe. Mir liefen die Tränen über die Wangen (wie auch jetzt, wenn ich während des Schreibens wieder an diesen Moment denke) und ich war total glücklich und stolz auf Agnes. Stolz, dass sie ihren Weg nun selbstständig gehen kann. Denn es ist nicht mehr unser Weg, ich habe die beiden eine Zeit begleitet, war ihnen Berater, Begleiter, Lehrer & Freund. Und jetzt kam der Moment des LOSLASSENS, auf so etwas ist man wirklich nicht vorbereitet. Wir vereinbarten unseren letzten Termin.
Als Agnes gegangen war, musste ich mich erst mal setzen und reflektieren, was da gerade passiert war. Meine erste Reaktion zeigte mir, wie stark alte Muster und Automatismen, welche ich mir über Jahre, ach was Jahrzehnte, angelegt hatte, noch griffen. Aber nur einen sehr, sehr kurzen Moment, dann musste ich innerlich schmunzeln.
Loslassen hat nichts mit etwas oder jemanden verlieren zu tun. Loslassen zu können ist sehr wichtig, denn sonst entsteht eine Abhängigkeit, eine Bindung, ein Verharren und Stehen bleiben. Man nimmt dem anderen die Möglichkeit, seine eigenen Erfahrungen zu machen und damit zu wachsen. Mir wurde dieses durch Agnes wieder bewusst.
Erkenne, wenn es Zeit ist LOSZULASSEN - LOSLASSEN, damit der andere seine eigenen Schritte gehen kann - LOSLASSEN von alten Mustern, die nicht mehr stimmig sind.
Danke Agnes, Danke Sira. Danke für eine interessante, lustige, anstrengende, fordernde, manchmal nicht einfache und dennoch erfolgreiche Zeit.
